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Hat Mallorca als Reiseziel bald ausgedient?

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Urlaub Mallorca

Reise-Experten sagen das Ende des Sommerurlaubs im Süden voraus

Der Sommer 2023 galt angeblich als der heißeste seit Beginn der Wetteraufzeichnungen. Dabei wurde jedoch oft übersehen, dass immer mehr Messstationen an falschen Standorten stehen, wo lokale Wärmestaus auftreten. Statt dessen verbreiteten viele deutsche Medien eine übertriebene und alarmistische Stimmung. Zum Beispiel sagte das Online-Nachrichtenportal „Watson“: „Südeuropa glüht bei fieberhaften Temperaturen, bei denen selbst ein Tag am Strand oder in der historischen Altstadt zur tödlichen Gefahr wird.“

Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) äußerte sich ungewöhnlicherweise nicht zur Corona-Gefahr, sondern meldete sich am 13. Juli aus dem Italien-Urlaub mit den Worten: „Die Hitzewelle ist hier spektakulär. Wenn es so weitergeht, werden diese Urlaubsziele langfristig keine Zukunft haben. Der Klimawandel zerstört den Süden Europas. Eine Ära geht zu Ende.“ Dies löste eine koordinierte Welle von Berichten und Interviews aus, in denen immer wieder betont wurde, dass der „Klimawandel die Reisegewohnheiten verändern wird“.

Das ZDF interviewte auch den Nachhaltigkeits- und Tourismusforscher Harald Zeiss, der sagte: „Wenn wir in die nächsten Jahre und Jahrzehnte schauen, wird es im Sommer immer heißer werden… Jeder einzelne Urlauber wird sich überlegen, ob es sich lohnt, in diesen heißen Sommern in den Mittelmeerraum zu reisen.“ Sein Kollege Markus Pillmayer ergänzte: „Es müssen spürbare Maßnahmen ergriffen werden, einschließlich einer Strategie des ‚Degrowth‘, um den Klimawandel in Reisezielen und -formen zu berücksichtigen.“

Sebastian Ebel, Vorstandsvorsitzender des Reisekonzerns TUI AG, schlug vor: „Es könnte eine Verschiebung der Nachfrage von der Hauptferienzeit im Juli und August in die Vor- und Nachsaison geben.“ Daher bietet TUI nun auch Griechenlandreisen im Herbst an, obwohl ab Ende September das Risiko von Regen und stürmischem Wetter steigt. Stefan Gössling, Professor für Tourismus an der Linné-Universität in Schweden, glaubt hingegen, dass sich die Reiseziele ändern werden, weg von klimatisch „unsicheren“ Regionen rund um das Mittelmeer hin zu sichereren Zielen.

Die European Travel Commission (ETC), die Dachorganisation der europäischen Tourismusverbände und -behörden, teilt diese Ansicht. Ihr Exekutivdirektor Eduardo Santando wurde mit den Worten zitiert: „Wir gehen davon aus, dass zukünftig mehr Europäer auf der Suche nach milderen Temperaturen in den Sommermonaten nach Mittel- und Osteuropa reisen werden, da die Reiseströme stärker von unvorhersehbaren Wetterbedingungen beeinflusst werden.“

Die EU-Kommission veröffentlichte sogar eine spezielle Studie, die besagt, dass „klare Nord-Süd-Veränderungen in der Tourismusnachfrage aufgrund des Klimawandels“ zu erwarten sind. Die Regionen in Mittel- und Nordeuropa werden voraussichtlich das ganze Jahr über attraktiver für Touristenaktivitäten sein, auf Kosten der südlichen und mediterranen Gebiete.

Es gibt jedoch auch Experten, die die Situation differenzierter sehen. Samed Kizgin, Leitender Analyst für Reiserisiken beim Sicherheitsdienstleister A3M Global Monitoring, stimmt zu, dass viele Reisende auf die Risiken des Klimawandels achten werden, aber Touristen lassen sich nicht so leicht abschrecken. Selbst bei Waldbränden auf griechischen Inseln haben viele ihren Urlaub wie geplant fortgesetzt.

Norbert Fiebig, Präsident des Deutschen Reiseverbandes, berichtete, dass es derzeit keine Änderungen im Buchungsverhalten aufgrund der anhaltenden Hitzewelle im Süden Europas gibt. Tatsächlich verzeichneten Länder wie Italien und Spanien in diesem Sommer Rekordzahlen – etwa ein Viertel mehr Touristen als im gleichen Zeitraum des Vorjahres.

Ein Grund für die Beliebtheit von Urlaub im „Hotspot des Klimawandels Mittelmeer“ ist laut dem Tourismusforscher Torsten Kirstges von der Jade-Hochschule in Wilhelmshaven, dass die Türkei, Griechenland, Tunesien und Marokko trotz der hohen Temperaturen vor Ort seit Jahrzehnten sehr beliebt sind. „Ein Sommerurlaub dort ist oft günstiger als anderswo. Der Preis überwiegt die Hitze.“ Wenn jedoch weitere heiße Sommer kommen, könnten sich die Reiseziele ändern. Dann könnten die Menschen vermehrt an die deutsche Ostsee, nach Polen, Nordfrankreich, Irland, England, Skandinavien und Dänemark reisen, vorausgesetzt, es wird dort wirklich wärmer, da der Wunsch nach Sonnenwärme das entscheidende Urlaubsmotiv bleibt.

Wenn der Tourismusexperte aus Wilhelmshaven Recht hat, könnte das große Auswirkungen auf Pauschalreiseunternehmen und Charterfluggesellschaften haben. Denn an den neuen Destinationen gibt es noch keine Infrastruktur für Massentourismus, und die Urlauber können bequem mit dem eigenen Auto anreisen.

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