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Tsunami-Risiko auf Mallorca wird unterschätzt

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Foto: (c) Mallorca-OK

Eine gemeinsame Studie mehrerer spanischer Universitäten bringt es ans Licht: Die Balearen haben das zweithöchste Tsunami-Risiko in Spanien. Beben in Nordafrika könnten die gefährlichen Wellen verursachen.

Besonders gefährdet sind die Süd und Ostküsten der Inseln. Nach den Berechnungen der Studie könnte ein Erdbeben der Stärke 7,3 beispielweise in Algerien, auf Mallorca zu einer Wellenhöhe von bis zu vier Metern führen.

Dass diese Gefahr sehr real ist, zeigt das Erdbeben von 2003. Damals bebte die Erde mit einer Stärke von 6,3 auf der Richterskala etwa 20 Kilometer vor der algerischen Küste. Minuten später waren in der unmittelbaren Nähe des Epizentrums 2266 Menschen tot – mehr als 10.000 werden verletzt.

Weniger als eine Stunde später zog sich das Wasser auf den Balearen bis zu 150 Meter weit zurück. Kurz darauf rollten zwei etwa zwei Meter hohe Wellen heran und trafen die Inseln. Sie überspülten die Strände und Küstenstraßen und rissen alles mit sich was ihnen in die Quere kam. Im Hafen von Palma, auf Ibiza und auf Menorca wurden fast 200 Boote, einige Fischerhütten und einige Autos zerstört.

Als das Wasser sich zurückzog, gingen Teile der Hafenmauer von Santa Eulària auf Ibiza zu Bruch. Verletzt wurde niemand. Die Sachschäden gingen in die Millionen.

Tsunnamis im Mittelmeer sind gar nicht so selten. Etwa zehn Prozent aller gemessenen Riesenwellen ereignen sich hier.

Seit dem Jahr 1900 wurden mindestens 13 registriert, die meisten allerdings im östlichen Mittelmeer bei Griechenland und Süditalien. Nicht alle haben so wenig Schaden angerichtet wie die relativ kleinen Wellen auf den Balearen.

Aus historischen Quellen geht hervor, das einige der Wellen Höhen von bis zu 25 Metern erreicht haben. Die letzte dieser Riesenwellen ist noch gar nicht so lange her: 1956 löste ein Seebeben zwischen Griechenland und der Türkei einen bis zu 25 Meter hohen Tsunami aus – 53 Menschen starben.

Noch verheerender war das sogenannte Messina-Beben 1908. Ein Seebeben in der Straße von Messina mit einer Stärke von 7,2 zerstörte die gleichnamige Stadt fast vollständig. Kurz darauf raste dann auch noch ein Tsunami auf die Küste zu. Insgesamt starben zwischen 72.000 und 110.000 Menschen.

Die neue Studie geht davon aus, dass ein wirklich verheerender Tsunami auf den Balearen etwa alle 500 Jahre auftritt. Zwar kommen die Riesenwellen so nur äußerst selten vor, aber wenn es passiert, ist mit großen Zerstörungen und vielen Todesopfern zu rechnen. Denn die spanischen Küsten haben sich in den letzten Jahrzehnten stark verändert. Überall sind Touristenzentren gewachsen, Millionen Menschen bevölkern im Sommer die Strände.

Nicht auszudenken was passieren würde, wenn ein Seebeben oder auch ein großer Erdrutsch mitten in der Urlaubssaison eine Welle auslösen würde.

Die Forscher fordern dass Vorbereitungen getroffen und Grenzwerte gesetzt werden müssen, um die Bevölkerung rechtzeitig vor der Gefahr warnen zu können. Bisher stießen sie in Spanien allerdings auf taube Ohren.

Genauso war es auch in den Ländern am indischen Ozean – bis Weihnachten 2004 etwa 230.000 Menschen ihr Leben verloren. Erst nach dem Beben wurde ein Frühwarnsystem installiert, das es im Pazifik schon Jahre vorher gegeben hatte.

Niemand kann mit Sicherheit sagen wann der nächste Tsunami die Balearen oder die spanische Festlandküste trifft. Bisher gibt es keine sicheren Vorwarnsysteme für Erdbeben.

Nur eine Region Spaniens ist noch gefährdeter als die Balearen, die Küste bei Cadiz. Auch dort drohen Wellen von bis zu vier Metern. Auf dem dritten Platz landete die Küste bei Mar de Alborán im Osten Spaniens.

© Mallorca-OK

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