In Spanien sind die Kreißsäle leer und das Land wird zu einem Laboratorium für den zweiten demografischen Wandel in Europa
Das Jahr 2023 endete mit 322.075 Geburten, was, obwohl vorläufig, einen Rückgang von 24 % gegenüber vor einem Jahrzehnt bedeutet und Spanien weiterhin am Ende der Geburtenraten in Europa festigt. Nur Malta liegt noch dahinter. Dies geschieht trotz der Tatsache, dass in keinem europäischen Land mehr als zwei Kinder pro Frau im gebärfähigen Alter…
Rosa Perez-Mateo ist keineswegs allein. Als Vorsitzende der Nachbarschaftsvereinigung im Madrider Randbezirk Ensanche de Vallecas organisiert sie Aktivitäten wie Yoga für Erwachsene und Kochkurse für Kinder. Dennoch hat sie sich bewusst gegen eigene Kinder entschieden: „Mir war immer klar, dass ich keine Kinder haben möchte. Diese Welt hat zu viele Probleme. Ich mag Kinder, aber die Verantwortung ist mir zu groß. Viele Frauen denken so, und plötzlich werden sie doch Mütter. Bei mir war das nicht der Fall. Angesichts unserer Arbeitszeiten frage ich mich auch, wie wir Kinder großziehen könnten.“
Rosi, wie ihre Freunde sie nennen, ist kein Einzelfall. Immer mehr Spanierinnen entscheiden sich für ein Leben ohne eigene Kinder. Im vergangenen Jahr wurden nur 322.000 Geburten registriert.
Im globalen Vergleich liegt Spanien damit weit hinten. Zudem bekommen spanische Frauen ihre Kinder immer später im Leben; im Durchschnitt bekommen sie ihr erstes Kind im Alter von 31 Jahren, das dann oft Einzelkind bleibt. Das überrascht Rosi nicht: „In diesem Viertel gibt es etwa 1.000 Geburten im Jahr, aber nur drei öffentliche Kindergärten. Das ist viel zu wenig. Ein Platz kostet etwa 200 Euro im Monat. Außerdem haben wir nicht genügend öffentliche Schulen. Die Regierung subventioniert zwar Privatschulen, aber diese verlangen auch Geld von den Eltern. Ich sehe keine Unterstützung dafür, dass die Leute Kinder bekommen.“
