Start News Lokales Polizei-Willkür am Ballermann: Was ist erlaubt und was verboten?

Polizei-Willkür am Ballermann: Was ist erlaubt und was verboten?

5895
0
TEILEN
Bild: © Mallorca-OK/Jürgen Brosda

Mal ja und mal nein… Das könnte man denken wenn man sich dieser Tage das Treiben am Ballermann anschaut. Seit Juni gilt der neue Verbote-Katalog an der Playa de Palma, aber die Polizei greift mal ein und lässt dann wieder gewähren. Was heute verboten ist wird morgen geduldet.

Wer an der Playa de Palma Urlaub macht, betritt die Insel in einer möglichst großen Gruppe mit bedruckten T-Shirts und verlässt sie mit Sonnenbrand, Schlafdefizit und Speicherkarten voller Saufbilder. Voraussetzung für den Spaß ist der Pegel. Dazu zwitschert man morgens auf dem Weg zum Strand das erste Bier, und von da an geht die Stimmung steil bergauf.

© Mallorca-OK/Jürgen BrosdaNur keiner weiß wann die Polizei kassiert und wann nicht. In den letzten Tagen war immer wieder von strengen Kontrollen die Rede. Wo hört der Spaß auf? Über diese Frage wird am Ballermann, der bekanntesten Feiermeile für deutsche Partyurlauber, in diesem Sommer heftig gestritten. Klar ist, es hat sich durch das Einschreiten von Politik und Polizei schon einiges geändert. Es ist ruhiger und sauberer geworden. Und viele Urlauber finden das inzwischen gut.

Die Party-Touristen dagegen drohen, sich ein anderes Ziel für ihren Spaßurlaub zu suchen. Doch das ist schon oft angedroht worden, doch keine andere Destination konnte den Ballermann-Fans das bieten was Mallorca aus macht. Also darf hier gezweifelt werden, dass beispielsweise im kommenden Jahr alle Partytouristen nach Bulgarien fliegen.

Ob der nun eingeschlagene Weg überhaupt fortgesetzt wird, werden nun die Gerichte und 2015 die Wähler entscheiden. Durchaus vorstellbar, dass diese Verunsicherung viele Ballermann-Urlauber von der nächsten Reisebuchung abhält.

Nach dem man die Benimmregeln bereits im Juni an der Playa de Palma eingeführt hatte, gelten die Verbote nun auch für den Innenstadtbereich von Palma. Seit 1. September muss man nun auch hier mit empfindlichen Bußgeldern rechnen, wenn man sich nicht an die Verbote hält.

Benimmregel gelten jetzt auch in Palma de Mallorca

Wie Palma de Mallorcas Tourismusbeauftragter, Alvaro Gijón, nun bekannt gab, wird bei Verstößen gegen die Verordnung ab jetzt aber auch in der Inselhauptstadt geahndet.

In den letzten Wochen hatte die Polizei Faltblätter in den verschiedenen Stadtvierteln von Palma de Mallorca verteilt, um die Bürger auf die neuen Verbote aufmerksam zu machen. Laut des Rathauses wird in der nächsten Zeit vor allem auf die richtige Haltung von Tieren geachtet, darunter fällt zum Beispiel auch das Beseitigen von Hundekot auf der Straße. Zu den Neuerungen zählt aber auch eine Kleidungsvorschrift, die es Passanten untersagt in Bikini und Badehose durch die Stadt zu laufen. Der “Normenkatalog für zivilisiertes Zusammenleben” verbietet zudem das Liegenlassen von Kaugummis auf der Straße, das Urinieren in der Öffentlichkeit sowie Fahrradfahren auf dem Bürgersteig. Bei Verstößen können hier Strafen von bis zu 200 Euro verhängt werden.

Erste Anzeichen dass die Stadtverwaltung das ernst meint, sind die vielen Razzien gegen illegale Straßenhändler in Palmas Innenstadt.

Foto: © Mallorca-OK

Pro und Contra

Vor rund zwei Monaten wurde an der Playa de Palma der sogenannte “Normenkatalog für zivilisiertes Zusammenleben” eingeführt, er umfasst unter anderem Kleiderverordnungen, Vorschriften gegen Trinkgelage und beinhaltet Regeln für Straßenverkäufer und Kleindarsteller.

Jetzt hat Álvaro Gijón, der Tourismusbeauftragte von Palma de Mallorca erklärt, dass die Stadt mit der bisherigen Umsetzung des Normenkatalogs zufrieden ist. So wurden seit Juni knapp 900 Strafen wegen illegalem Straßenhandel verhängt, mehr als 300 Strand-Masseurinnen wurden kontrolliert und die Polizei hat rund 200 Fälle von übermäßigem Alkoholkonsum dokumentiert. Fast 13.000 Euro an Bußgeldern hat die Stadt Palma de Mallorca seit Einführung der Benimmregeln eingenommen.

In Bezug auf das Regelwerk gibt es aber nicht nur positive, sondern auch negative Kritik: Der Dachverband der Nachbarschaftsvereine in Palma de Mallorca hat erst vor wenigen Tagen eine Verwaltungsklage angekündigt, weil die Mitglieder den Normenkatalog für verfassungswidrig halten.

Der Verbote-Katalog

Spuckverbot

Palma will saubere Straßen. Deshalb ist es künftig verboten, auf den Boden zu spucken, sowie Kaugummis oder Zigarettenkippen fallen zu lassen.

Hundebesitzer mit Pflichten

Auch wer beim Gassigehen den Hundehaufen nicht wegmacht, muss mit Ärger rechnen. Außerdem wird verstärkt darauf geachtet, dass auch im Interesse der allgemeinen Sicherheit das Leinenverbot eingehalten wird. An den Stränden haben Hunde grundsätzlich nichts zu suchen, es sei denn, der Strand ist als Hundestrand deklariert.

Wildpinkler unerwünscht

Wildpinklern wird es in Zukunft an den Kragen gehen. Wer dabei erwischt wird muss ein teures Bußgeld zahlen. Das dürfte den meisten Mallorca-Urlaubern aber aus Deutschland schon bekannt sein.

Bikini-Verbot

Mallorca möchte es nicht mehr so freizügig. Wer in Zukunft zu freizügig gekleidet durch die Stadt bummelt, muss ebenfalls mit empfindlichen Geldstrafen rechnen. Nackter Oberkörper beim Bummeln oder Shoppen im Bikini gilt künftig als Ordnungswidrigkeit. Das Verbot gilt ausdrücklich nicht für die Strandmeile. Aber schon dahinter fängt die Verbotszone an.

Keine Öffentliche Alkoholexzesse

Das berühmte Vorglühen wird es an der Playa de Palma nicht mehr geben. Eimmersaufen im Rudel auf der Strandpromenade gehört der Geschichte an. Auf der berüchtigten Partymeile wurde das öffentliche Rudel-Trinken schon im vergangenen Jahr verboten, jetzt ist es im kompletten öffentlichen Raum der Stadt untersagt. In Bars und Kneipen kann also weiter gezecht werden, auf offener Straße nicht.

Alkohol, Glasflaschen und Rauchen am Strand verboten

Am Strand sind künftig das Trinken von Alkohol, Glasflaschen und das Rauchen streng verboten. Hier drohen sogar Bußgelder von bis zu 1.800 Euro.

Balconing

Das ist eine Unsitte die schon in den vergangenen Jahren zahlreiche Verletzte und Todesopfer gefordert hat. Bei derartigen Mutproben springen die zumeist jungen Urlauber – häufig unter Alkoholeinfluss – von ihrem Balkon in den Pool oder zu einem Nachbarbalkon. Wer hierbei erwischt wird muss mit drastischen Strafen rechnen.

Straßen-Prostitution

Das Thema ist nicht neu auf Mallorca. Doch gerade in den Touristenhochburgen wie beispielsweise an der Playa de Palma bekommt man schon seit Jahren die Prostitution nicht in den Griff. Ein besonderes Übel dabei sind die nigerianischen Nutten, die die Freier lieber ausrauben als ihre Liebesdienste anzubieten. Deswegen haben die Behörden nun einen krassen Schnitt gemacht. Wenn man erwischt wird, muss sowohl die Prostituierte als auch der Freier Bußgeld zahlen.

Baderegeln beachten

Auch die Baderegeln und die Strände der Kommune sind ein Thema im Verbotskatalog. Jedes Jahr sterben Urlauber an den Küsten Mallorcas, weil sie die Gefahren des Mittelmeeres unterschätzen. Aus diesem Grund ergibt es sich eigentlich von selbst, den Anweisungen der Rettungsschwimmer Folge zu leisten. Wer trotz roter Flagge (Badeverbot) ins Wasser geht muss 400 Euro bezahlen.

© Mallorca-OK

HINTERLASSEN SIE EINE ANTWORT

Please enter your comment!
Please enter your name here

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.