Herbes (katalanisch, spanisch: Hierbas, zu Deutsch: Kräuter) ist ein Anislikör in dem verschiedene Aromakräuter wie etwa Kamille, Orange, Zitrone, Rosmarin, Orangenblüte und Fenchel mazeriert (eingeweicht) werden. Er beruht auf den Heilkräutern mallorquinischer Apotheker aus dem 16. Jahrhunderts und wird bis heute traditionell als Hausbrand hergestellt.
Natürlich gibt es ihn aber auch in jedem Supermarkt zu kaufen. Er gehört zu den traditionellen Produkten der Baleareninsel Mallorca.
Es waren die Araber, die das Verfahren zur Alkoholherstellung durch Destillierung im 9. Jahrhundert entdeckten. Erst im 12./13. Jahrhundert wurde es durch venezianische Kaufleute auch nach Europa gebracht.
Die Klöster und kirchlichen Gemeinschaften spielten zu Anfang eine wichtige Rolle bei der Gewinnung von Destillaten, da sie, wie auch der „Herbes de Mallorca“, häufig zu medizinischen Zwecken verwendet wurden. Auch die Vorgänger der „Hierbas de Mallorca“ stammen aus den Klöstern, wo die Mönche eine Vielzahl an Schnäpsen und alkoholhaltigen Getränken herstellten, die aus Kräutern und Früchten gewonnen wurden.
Die mallorquinischen Bauern stellten auf den Gütern – dank vieler Destillierkolben – gegen Mitte und Ende des 18. Jahrhunderts die Essenz aus Kräutern, auf Basis des anishaltigen Schnapses, her. In späterer Zeit wurde eine eigene Likörindustrie mit beachtlicher Produktion geschaffen, obwohl auch heute noch viele Kräuterliköre Zuhause im Familienkreis nach alten Rezepten hergestellt werden.
Auf den Inseln führte der Mallorquiner Ramon Llull im 13. Jahrhundert wichtige Verbesserungen im Destillierverfahren ein. Bereits Ende des 18. Jahrhunderts hatte sich deshalb die Schnapsherstellung zu einem wichtigen Wirtschaftszweig entwickelt. Es gab auf Mallorca 177 Destillierkolben, die Produktionsmenge lag bei 780.000 Litern pro Jahr. 60% davon konsumierten die Inselbewohner, der Rest wurde exportiert, unter anderem nach Süd-Amerika.
Gegen Ende des Jahrhunderts wurde der Konsum des Kräuterlikörs immer beliebter und man gründete verschiedene Destillerien, die auch heute noch existieren. Auf den Inseln gibt es ein wichtiges Produktionsnetz für alkoholhaltige Getränke, die von den Insulanern und Urlaubern gleichermaßen geschätzt werden und fester Bestandteil der Feste, Bräuche und Traditionen sind.
2002 wurde die Ursprungsbezeichnung „Hierbas de Mallorca“ zugelassen, was zum einen die geographische Herkunft schützt und zum anderen unlauterem Wettbewerb vorbeugt und die Qualität des Produktes verbürgt.
In den Bestimmungen zur Ursprungsbezeichung wird der Kräuterlikör „Herbes de Mallorca“ als alkoholhaltiges Getränk mit Anisgeschmack definiert, der vornehmlich aus den Aromen verschiedener, auf der Insel beheimateter Pflanzen erzeugt wird. Dazu gehören z.B. Fenchel, Rosmarin, Zitronenstrauch, Kamille, Zitrone, Orange und Apfelsinenblüte.
„Hierbas de Mallorca“ hat eine grünliche bis bernsteinfarbene Farbe. Der Geschmack der einzelnen Sorten kann sich in Intensität und Süße sehr unterscheiden. Der Alkoholgehalt liegt zwischen 20 und 50 Prozent, es gibt trockene, gemischte (halbtrockene) und süße Sorten, wobei die süßen weniger Alkohol enthalten (mindestens 20 Prozent) und die trockenen am meisten (mindestens 35 Prozent).
Die Mischsorte ist die Antwort der Hersteller auf die große Nachfrage in den Lokalen der Insel nach einer Mischung aus süßen und trockenen Kräuterlikören. Ursprünglich gab es diese Sorte nicht. Die Kellner nahmen einfach je eine Flasche in jede Hand und gossen beide Likörarten gleichzeitig in das Trinkglas des Kunden, um so die richtige Mischung zu erzielen.
Heute kann man diese Mixtur schon fertig in Flaschen kaufen.
Durch die vielfältigen Geschmacksrichtungen der einzelnen Sorten kann es etwas dauern, bis man den idealen „Hierbas“ für sich entdeckt hat, ist er aber einmal gefunden, bleibt man ihm meist ein Leben lang treu.
Man genießt den „Hierbas de Mallorca“ am besten in einem kleinen Schwenker mit einem Eiswürfel. Dann kommt der Geschmack am besten zur Geltung.
