Im Jahr 2023 erhält der Ballermann eine Frischekur: Die Partygänger feiern zu den Dance-Hits der Tiktok-Generation und die Songtexte bewegen sich in Richtung des Kindergarten
Im Jahr 2023 ist es das erste Jahr nach dem kontroversen Ballermann-Überraschungserfolg „Layla“. Der Partyhit zum Mitsingen und Aufregen (mit dem Text „Sie ist schöner, jünger, geiler“) dominierte das Sommerloch des vergangenen Jahres und die deutschen Charts. Der Hit des Jahres 2022 lenkte die Aufmerksamkeit auf eine Art von Musik, die hauptsächlich in Bierzelten, auf Schützenfesten oder eben an der Playa de Palma auf Mallorca gefeiert wurde.
Offiziell endet an diesem Wochenende die Saison der Feierhochburgen Bierkönig und Megapark. Wie fällt die musikalische Bilanz aus?
„Im Großen und Ganzen hat der Ballermann-Boom im Musikjahr 2023 weiter angehalten“, resümiert Hans Schmucker von GfK Entertainment, dem Marktforschungsunternehmen, das die Offiziellen Deutschen Charts ermittelt. Insgesamt hätten sich sogar mehr Songs platzieren können, wenn auch kürzer als im vergangenen Jahr.
Dieser Trend zeichnete sich bereits vor der Saison ab. Shootingstar Julian Sommer (25, „Dicht im Flieger“) sprach schon im April von „auffällig vielen Partyliedern“, die veröffentlicht wurden. Einige versuchten auf den Erfolgszug von „Layla“ aufzuspringen. „Ich glaube, durch die extrem vielen Songs in diesem Jahr wird es etwas inflationär.“
Sommer landete im Frühjahr zusammen mit Kollegin Mia Julia den ersten Hit der Saison mit einer Party-Ode an den ewig jungen Kinderhelden „Peter Pan“: „Fuck, ich bin schon wieder blau wie der Ozean. Und ich glaube, dass ich fliegen kann wie Peter Pan.“ Damit stiegen die beiden sofort auf Platz 24 ein und platzierten sich in der Jahresauswertung (bislang) auf Platz 53.
Später besang der Rheinland-Pfälzer eine weitere Disney-Figur auf seine eigene Art und Weise am Ballermann: „Halb Schwanz, halb Frau. Arielle, du geile Sau“, heißt es im Duett mit Lorenz Büffel. Auch bei den musikalischen Liebeserklärungen an Mallorca von Peter Wackel („Inselfieber“) oder Frenzy („Lanzelot“) sang das angetrunkene Publikum in diesem Sommer begeistert mit.
Die Ballermann-Ikone Ikke Hüftgold (47) erfreute seine Fans 2023 mit verschiedenen Songs, wobei der erfolgreichste derzeit auf Platz 47 der Jahrescharts steht: „Bumsbar“. Dabei handelt es sich nicht um den Namen einer anzüglichen Kneipe, sondern das Wort gehört grammatikalisch zu den Adjektiven und lautet: „Heute sind wir wieder bumsbar. Geile Mädels, geile Jungs da.“
Insgesamt hat die Generation Tiktok Einzug an der Playa gehalten. Aufgepeppte Elektrosongs (wie „Friesenjung“) haben 2023 die Anzahl der Beats erheblich gesteigert, im Megapark legen immer mehr junge DJs auf, die zeitweise mit Größen wie Mickie Krause („Nie mehr Alkohol – freie Getränke“) auf der Bühne stehen.
Ein herausragendes Beispiel für diese Verjüngungskur ist der offizielle Sommerhit des Jahres „Mädchen auf dem Pferd“ von Luca-Dante Spadafora, Niklas Dee und Octavian, der auch am Ballermann rauf und runter gespielt wird. Dieser Dance-Titel aus dem Kinderfilm „Bibi & Tina“ ist laut GfK der derzeit erfolgreichste Partyhit des Jahres (Platz 19).
Neben Pferden haben auch andere Tiere das Herz der deutschen Feiergemeinde erobert. In ihrem Gaga-Song „Delfin“ singen Isi Glück und Honk diesen philosophischen Refrain: „Ich hab‘ einen Delfin in meiner Bauchtasche. Und mein Pferd, wenn ich nicht aufpasse. Frisst dem Delfin aus meiner Bauchtasche seine Suppe weg. Er ist ein Schluckspecht.“ Na dann: Prost!
