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Son Real – die Stadt der Toten

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Von der Strandpromenade von Son Bauló aus erreicht man die kleine Landzunge Punta des Fenicis zu Fuß in etwa 15 Minuten. Dort findet man, dicht an dicht gedrängt, die Gräber von etwa 300 Menschen. Son Real ist die größte auf den Balearen gefundene Totenstadt.

Zu Ehren ihrer toten Herrscher und deren Familien bauten die Menschen zwischen dem 7. und dem 4. Jahrhundert v.Chr. eckige, runde, schiff- oder hufeisenförmige Grabstätten. Jedes Zeitalter hatte seine ganz eigene Form. Einige der Gräber erinnern an Miniaturausgaben der Talayots (prähistorische Turmbauten)  die man an anderen Stellen auf der Insel findet. Wie diese sind auch die Gräber nach Südosten ausgerichtet.

Auf der vorgelagerten kleinen Felseninsel S’Illot des Porres, die zur Zeit der Talayot-Kultur noch mit dem Land verbunden war, befinden sich weitere Gräber. Vermutlich gab es noch viel mehr, sie sind aber im Laufe der Jahrtausende der Erosion durch Wind und Wetter zum Opfer gefallen.

Nachdem das Gräberfeld 1957 entdeckt wurde, begann man dort mit Ausgrabungen, die erst 1970 abgeschlossen waren. Neben den Skeletten fand man Schmuck, Waffen und andere Grabbeigaben. Die Toten wurden zur genaueren Untersuchungen auf das Festland gebracht. Erstaunlich ist, dass man bei einigen Schädeln Löcher entdeckte, die auf chirurgische Eingriffe zurückzuführen sind. Alt wurden die Talayot-Menschen allerdings trotz ärztlicher Kunst nicht: Männer wurden kaum älter als 36 Jahre, bei Frauen lag die Lebenserwartung sogar nur bei 22 Jahren.

Ihr größtes Geheimnis gaben sie aber nie preis: Wer waren diese Menschen, die hier ein einmaliges Denkmal für ihre Toten errichteten, und woher kamen sie? In der Nähe von Son Real wurde keine Siedlung gefunden, die den Bau einer solchen, für diese Zeit gewaltigen Friedhofsanlage erklären würde.

Der Eintritt ist frei.

Leider geht die Balearenregierung an dieser Stelle sehr fahrlässig mit dem historischen Erbe um. Anstatt die historisch wichtige Stätte so zu schützen, wie es zum Beispiel in Alcúdia mit der alten Römerstadt Pollentia geschieht, liegen die Gräber ausgeschlachtet brach, nur geschützt durch einen rostigen Maschendrahtzaun. Bei unserem letzten Besuch lag das ohnehin dürftige Informationschild am Boden. Nur gelegentlich kommen noch Archäologen vorbei um nach neuen Erkenntnissen zu suchen. Ab und zu werden auch die Schäden repariert und der Müll entfernt, den die ungehindert auf den Gräbern herumlaufenden Besucher hinterlassen haben. Die wichtigen Funde aus den Gräbern liegen noch immer in einem Museum auf dem Festland. Es ist verwunderlich, dass auf Mallorca aus einer historisch so wertvollen Stätte nicht mehr gemacht wird.

So kommen Sie hin:

Der einfachste Weg führt zu Fuß von Son Bauló etwa 1,5 km an der Küste entlang. Sie können die Nekropole schon von Weitem an der vorgelagerten Insel S’Illot des Porres erkennen.

Sie können aber auch von der Finca Son Real in ca. 40 Minuten zu dem Gräberfeld laufen. Der Eingang liegt an der Landstraße von Alcudia nach Artà bei Kilometer 17,7. Dort gibt es einen kostenlosen Parkplatz und einen Fahradverleih. Von der Finca, die in staatlichem Besitz ist, führen mehrere Rundewege zu der Nekropole.

Wenn Sie nach dem Besuch der Grabstätten ein Stück an der Küste weiter in Richtung Osten gehen, kommen Sie an den unbebauten Strand S’Arenal d’en Casat. Er ist etwa 1000 Meter lang und 25 Meter breit. Mit seinen Dünen und dem Pinienwald im Hinterland ist er ein gutes Beispiel dafür, wie Mallorcas Küsten aussahen, bevor die Bettenburgen gebaut wurden.

© Mallorca-OK

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