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Sex, Blowjobs, Saufgelage: Mallorca hat ein Imageproblem

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Calvià Magaluf

Ist es nur das Sommerloch oder warum werden die gegenwärtigen Zustände rund um die wilden Partys auf Mallorca so verteufelt? Nach dem Sex-Video aus Magaluf kennt die britische Insel kein anderes Thema mehr und die Benimmregeln am Ballermann erbrüsten die deutsche Nation…

Auf einmal profilieren sich Politiker in Großbritannien, Deutschland und Spanien und spielen den Moralapostel. Doch das war doch schon immer so. Magaluf ist seit Jahrzehnten genauso wie die Playa de Palma für die Deutschen, die Hochburg aller Partys. Ganz nach dem auf der Insel bekannten Spruch „Was auf Mallorca passiert, bleibt auch auf Mallorca“. Nun ist da aber dieses Video aufgetaucht, in dem ein streng katholisch erzogenes Mädchen öffentlich für ein paar Drinks Oralsex vollführt. Peinlich nur ist dabei, dass die Politiker jetzt entdeckt haben, dass man sich damit profilieren kann.

Das Magaluf-Video löste auf Mallorca eine Welle der Empörung aus. Die Tageszeitung „Ultima Hora“ sprach von einem „Anschlag auf die Menschenwürde“. In der Presse zirkulierten Berichte, wonach in bestimmten Bars Oralsex-Wettbewerbe abgehalten würden, bei denen den Frauen Gratisgetränke in Aussicht gestellt würden. Der Fantasie der Reporter waren auf einmal keine Grenzen mehr gesetzt.

Entspricht dies wirklich den Tatsachen? Darüber, was nachts in den Bars geschieht, wird am nächsten Tag nicht viel geredet. Von Reportern befragte Party-Touristen in Magaluf erklärten, von derartigen Exzessen nie etwas mitbekommen zu haben. Auch die Regionalregierung der Balearen meint, das Video zeige nur einen isolierten Einzelfall. Dennoch hielten die Verantwortlichen der Regierung und der Tourismusbranche Krisensitzungen ab, weil sie um den Ruf Mallorcas fürchteten.

In England fordert man gleich ein härteres Vorgehen der Behörden auf Mallorca auf solche unsittlichen Vorkommnisse. Magalufs Vergnügungsmeile der Punta Ballena steht seit Jahren in einem schlechten Ruf. Dort reiht sich auf einer Distanz von etwa 400 Metern ein Lokal an das andere. Der Alkohol fließt in Strömen. Anwohner beklagen sich über den Gestank von Urin und Erbrochenem. Ab und zu stürzen betrunkene Party-Touristen aus ihren Hotelzimmern in die Tiefe, weil sie auf den Balkons Mutproben unternehmen. Die Strandpromenade wurde in der Nacht zu einem Tummelplatz von Kleinkriminellen und Prostituierten. Inzwischen denkt die Gemeinde drüber nach, ähnliche Benimmregeln wie am Ballermann einzuführen.

Doch am Ballermann rumort es kräftig. Hier beschwert sich angeblich eine ganze Nation, weil man sich in seiner Ausübung der Partykultur eingeschränkt fühlt. Wie kann es sein, dass man einem Deutschen auf Mallorca das Feiern verbieten will. Dabei ist das Feiern ja gar nicht verboten, sondern nur die extreme Form, die mit Sicherheit in Deutschland auch keine Behörde so durchgehen lassen würde. Die Diskussionen beschäftigen nicht nur die spanischen Medien seit dem die Stadtvertreter der Inselhauptstadt Palma de Mallorca den neuen Verbote-Katalog beschlossen haben. Auch in Deutschland und bei den deutschen Ballermann-Fans regt sich Widerstand gegen diese gesetzlichen Vorgaben. Im Internet rufen schon ganz mutige Party-Aktivisten zum Boykott der Insel Mallorca auf.

Saufen-Ballermann-01

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Händler und Tourismusmanager fürchten einen Imageschaden für die Region. Schon jetzt ist von vielen Ballermann-Fans zu hören: „Dann fahren wir eben wo anders hin zum Feiern“. Mallorca sollte hier gewarnt sein, denn schon damals bei der sogenannten Umweltabgabe hatten viele Deutsche auf ihren Mallorca-Urlaub verzichtet. Später hatte man die Zwangsabgabe wieder zurück genommen.

Das könnte nun auch bei den Party-Touristen so kommen. Der Ballermann ist auf Mallorca ein ernst zu nehmender Umsatzfaktor der Tourismuswirtschaft. Jedes Jahr kommen mehr als eine Million Menschen nur zum Feiern hierher. Wenn die Regeln dazu führen, dass diese Urlauber weg bleiben, könnte das schwerwiegende Folgen haben. Doch Regeln müssen sein. Das beweisen die Unfall- und Kriminalitätszahlen der vergangenen Jahre.

Auch die Spanier sehen die deutschen Party-Touristen gelassen. „Irgendwo müssen die Kinder ja schließlich feiern”, sagen die Älteren und noch direkter: “Das ist ein Unding”, schimpft Verbandspräsident Eduardo Gamero Mir. Klar gebe es Probleme. “Wir hatten aber schon vorher genug Gesetze, etwa zur Verhinderung von Saufgelagen, für deren Einhaltung man aber nicht gesorgt hat. Das gilt zum Beispiel für den Bereich der Kriminalität und vor allem der Sauberkeit”

Fest steht, dass die Polizei, zwar nicht jeden Tag, aber wenn dann ganz rigiros gegen Verstöße gegen den Verbote-Katalog vorgeht. Zu Anfang ging es nur gegen die nigerianischen Nutten und illegalen Straßenhändler, doch in den vergangenen Wochen wurden auch deutsche Touristen zur Kasse gebeten oder wurden sogar vorläufig festgenommen.

Bei den “Benimmregeln” handelt es sich um einen langen Strafenkatalog, der Geldbußen zwischen 50 und 400 Euro für etwa 120 verbotene Handlungen vorsieht: etwa Saufgelage unter freiem Himmel, öffentliches Pinkeln und Spucken, ruhestörenden Lärm, Stadtbummel in Badebekleidung sowie das Ansprechen von Straßenprostituierten.

Die politische Opposition befürchtet, dass viele Touristen verärgert werden und ein anderes Reiseziel wählen könnten. Die “Vereinigte Linke” (EU) kritisiert, dass die “nutzlosen, ungerechten und repressiven Maßnahmen” dazu dienen sollen, die Schwächsten der Gesellschaft, etwa Straßenkünstler und -händler, Prostituierte und Obdachlose zu verfolgen. “Unter dem Vorwand, dass der öffentliche Frieden gestört wird, kann man jetzt jede Person überall bestrafen”.

© Mallorca-OK

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