Start Mallorca Ausflüge & Touren Puig de Galatzó – Mallorcas verwunschener Berg

Puig de Galatzó – Mallorcas verwunschener Berg

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Der Puig de Galatzó sticht aus der Landschaft heraus. Von Süden gesehen ist er der erste Berg der über 1.000 Meter hoch ist und weil die wirklich hohen Berge des Tramuntana-Gebirges erst viel weiter nördlich beginnen steht er praktisch frei in der Landschaft. Von seinen Höhen hat man einen phantastischen Blick über die Bucht von Palma.

Den Mallorquinern ist der steinerne Koloss allerdings nicht so ganz geheuer. Schon einige Höhlen mit prähistorischen Kultstätten weisen darauf hin, dass der Berg schon früh eine mystische Bedeutung hatte. Bis heute halten sich die merkwürdigsten Geschichten über ungeklärte Phänomene die sich angeblich an den Flanken des Berges abspielen. So sollen am Nordhang zum Beispiel immer wieder hunderte Schlangen an Wintertagen von einer unbekannten Kraft angezogen werden und dort die Energie des Ortes auftanken. Manche behaupten gar, dass der Galatzó mit seiner geheimnisvollen Strahlung bei empfindlichen Menschen Depressionen hervorrufen kann, wenn man ihn von Süd nach Nord erwandert. Will man die Traurigkeit wieder loswerden, müsse man den Berg in umgekehrter Richtung überqueren.

Ob man das nun glaubt oder nicht, den Puig de Galatzó mit seinen oft nebelverhangenen Hängen, Felsmassiven, Schluchten und Abgründen und den unzähligen Legenden, die sich um den Berg ranken, umgibt seit Urzeiten eine Aura des Geheimnisvollen. Die bekannteste „Geistergeschichte“ ist wohl die des Comte Mal. Der Böse Graf, der wahrscheinlich in Ramón Zaforteza Pax-Fuster de Villalonga y Net, Graf von Santa María de Formiguera und Herr der antike Kavallerien von Hero, Santa Margalida, Alcúdia, Maria, Puigblanch, Castellet und Tanca, sein historisches Vorbild hatte, lebte von 1627 bis 1694 in der Finca Galatzó. Es war eine Zeit, in der Blutrache, Banditentum, Plünderungen und Überfälle auf Mallorca an der Tagesordnung waren. Nach alten Überlieferungen hat der Graf keine Mittel gescheut um seine Macht auszuüben und das Volk zu unterdrücken. Schon sein Vater hatte sich beim Volk nicht besonders beliebt gemacht und der Sohn erbte viele Streitfälle in denen es sich hauptsächlich um den Besitz und die Steuereinnahmen auf dem Gemeindegebiet von Santa Margalida drehte. Trotz langer Prozesse und unzähliger Gewalttaten erreichte er nicht mehr als sich den Hass der Einwohner von Santa Margalida einzuhandeln.

Die Legende besagt, dass er für seine Gräueltaten verflucht wurde und seitdem mit seinem, wahlweise grünen oder schwarzen, in Flammen gehülltem Pferd über die Hänge des Galatzó streift. Die Angst vor dem Geist hat sich in der Seele der Mallorquiner erhalten. Auf Mallorca ist er so etwas wie der schwarze Mann. Kinder, die nicht ins Bett wollen bekommen den Satz: „Mira que vindrà es Comte Mal“ (Du wirst es schon sehen, der Comte Mal kommmt) zu hören. Der Comte Mall ist auch heute noch ein lebendiger Mythos.

Wer sich jetzt noch nicht zu sehr fürchtet, der sollte sich den verwunschenen Berg einmal aus der Nähe ansehen. Auch wenn er mit seinen steilen Felszacken uneinnehmbar wirkt, so führen doch einige Routen hinauf zum Gipfel.

Die wohl bekannteste und auch sehr anspruchsvolle und anstrengende Wanderung beginnt an der Landstraße C-710 von Andratx nach Estellencs bei Kilometer 97 ganz in der Nähe des Mirador des Grau. Hier weist ein Schild auf die Route Boal de ses Severes/Puig de Galatzó hin. Am Weg liegt nach etwa 600 Metern das Ausflugsgelände Boal de ses Serveres . Hier gibt es einige Picknicktische und in der Schluch können wiederaufgebaute Köhlerhütten besichtigt werden. An der Köhlerhütte beginnt der Aufstieg zum Pas des Cossí. Hier teilt sich der Weg. Folgen Sie der Beschilderung nach links hinauf zum Puig de Galatzó.

Am Wegesrand findet sich noch viel der ursprünglichen Vegetation Mallorcas wie Steineichen, Wacholder, Balearen-Johanniskraut und Rosmarin. Das alles wird durchsetzt vom scharfblättrigen Carrizo-Gras. Am Weg finden sich auch immer wieder die Reste von Köhlerhütten, den sogenannten „Sitges“. In ihnen wurde Holzkohle hergestellt. Ab etwa 600 vor Christus wurde auf Mallorca Glas hergestellt. Ungeheure Mengen Holzkohle und Holz wurden benötigt, um die Schmelzen am Laufen zu halten. Im 14. Jahrhundert wurde die Glasherstellung zeitweilig verboten, weil die Wälder abgeholzt waren. Viele kahle Hänge auf Mallorca sind ein Überbleibsel dieser Zeit. Und auch die starke Dezimierung der einst ausgedehnten Steineichenwälder ist ein Erbe dieser Zeit.

Der Weg führt mäßig ansteigend zur Passhöhe Coll de sa Moleta Rasa. Ab hier finden sich nur noch wenige Wegmarken, aber viele Wanderer haben ihre Steintürmchen hinterlassen, an denen Sie sich gut orientieren können. Die fast baumlose Landschaft bietet immer wieder herrliche Ausblicke. Nach einer Talsenke führt der Weg dann schließlich zum Pas de na Sabatera, wo sich der Weg wieder gabelt.

Wer sich hier entscheidet nicht geradeaus in Richtung Tal zu laufen, sondern nach rechts weiter in Richtung Puig de Galatzó geht, den erwartet ein halbstündiger steiler Anstieg. Vorbei an mächtigen Felsblöcken und nach einer kurzen Kletterpartie erreicht man schließlich den Gipfel des Galatzó, der durch eine Betonsäule markiert ist. Zurück geht es bis zum Pas de na Sabatera über dieselbe Strecke wie beim Hinweg. Dort geht es rechts talwärts in Richtung Font de Dalt. Recht bald erreicht man einen Steineichenwald, der vor einiger Zeit durch ein Unwetter verwüstet wurde. Dort gibt es eine Weggablung an der Sie sich links halten müssen. Auch hier treffen Sie wieder auf verfallenen Köhlerhütten und nicht lange danach auf eine weitere Weggabelung, der Sie wieder in Richtung Font de Dalt folgen. Auf dem Weg liegen beeindruckende Aussichtspunkte, wie Sa Copa d’Or und der Mirador del Pla de ses Serveres. Kurz darauf erreicht man auch schon wieder das Ausflugsgelände Boal de ses Serveres.

Die anspruchsvolle und anstrengende Wanderung auf den Puig de Galatzó erfordert einige Kondition und eine gute Wanderausrüstung. Immerhin müssen 700 Höhenmeter überwunden werden. Sie sollten auf jeden Fall schon am Vormittag aufbrechen und genügend Verpflegung mitnehmen. In die Dunkelheit zu geraten ist im Gebirge immer lebensgefährlich und auf dem Galatzó ganz besonders – oder wollen Sie es wirklich riskieren dem Comte Mall doch noch zu begegnen…..

Aber auch für nicht ganz so sportliche Naturen hat das Gebiet um den Galatzo einige zu bieten: Wer Abenteuer und Vergnügen sucht, den erwartet in Puigpunyent der Natur-Erlebnispark La Reserva. Ganz Mutige können sich im Bergsteigen und Klettern versuchen, aber man kann auch einfach auf einer etwa zweistündigen Wanderung durch den Park die Landschaft mit ihren künstlichen Wasserfällen genießen. Allerdings ist der La Reserva mit 12,50 Euro Eintritt für Erwachsene und 6,25 Euro für Kinder nicht ganz billig (Stand Januar 2011) Nach etwas 2/3 der Strecke kommt man an einen Grillplatz um den es auch ein paar Tiergehege, Spielgeräte und ein Kiosk gibt.

Und auch eines der ehemaligen Güter des Comte Mal ist heute ein beliebtes Ausflugsziel: Im Jahr 2006 kaufte die Stadt Calvià die Finca am Fuß des Berges, der zu rund einem Drittel zu diesem Anwesen gehört. Mit ihren 1.350 Hektar ist sie eine der größten Fincas der Insel, alleine die Gebäude des Anwesens haben eine Grundfläche von 5.000 Quadratmetern. Die Umbauarbeiten sind noch lange nicht beendet.

Das Haupthaus der Finca soll zu einem Informationszentrum über das Tramuntana-Gebirge ausgebaut werden. Auf dem Gelände der Finca gibt es zudem viele archäologische Fundstätten, wie etwa die schon erwähnten prähistorischen Höhlen-Kultstätten. Sie sollen in den nächsten Jahren untersucht, katalogisiert und für die Öffentlichkeit zugängig gemacht werden.

Derzeit gibt es auf der Finca erst vier beschilderte Wanderwege, von denen bisher allerdings keiner hinauf zum Gipfel des Galatzó führt. Weitere Wanderwege, aber auch Reit- und Fahrradwege sollen angelegt werden.

Heute schon besichtigen kann man einen schönen Nutzgarten, in dem Hinweistafeln über die heimischen Nutzpflanzen informieren.

© Mallorca-OK

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