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Die Pflanzen Mallorcas: Der Mandelbaum

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Mandelernte
Foto: © Mallorca-OK

Wenn in Deutschland noch tiefster Winter herrscht, sehnt sich der mitteleuropäische Mensch nach den ersten Farbtupfern in der tristen Winterlandschaft und zieht in Scharen ans Mittelmeer um die berühmte Mandelblüte zu erleben. Aber was ist das eigentlich für ein Baum der da so üppig in die Gegend leuchtet?

Der Mandelbaum ist eine Pflanze der Extreme. Im Frühjahr blüht er üppig und bildet kurz darauf seine langen Blätter aus, aber sobald es heiß wird auf Mallorca verdörrt er förmlich und steht als trauriges Gerippe in der Landschaft. Zum Ende des Sommers kurz vor der Mandelernte, könnte man meinen, Hitze und Trockenheit hätten sie alle dahingerafft.  Eine alte Mallorquinerin hat einmal erzählt, dass die Bäume im Sommer auch  „Totenbäume“ genannt werden, weil ihre traurige Gestalt Selbstmörder geradezu anzieht, sich an ihnen aufzuhängen – ob das allgemein gültig ist oder ob es sich nur um eine familiäre Geschichte handelt, ist nicht bekannt, aber wer die Mandelbäume einmal so gesehen hat, kann das nachvollziehen.

Im Frühjahr hingegen zeigt sich der Mandelbaum in seiner vollen Pracht. 7,5 Millionen gibt es auf Mallorca, die, je nach Sorte, von Mitte Januar bis Ende Februar blühen. Die Mandelblüte spielt sich jedes Jahr nach demselben Schema ab. Sie beginnt im Osten bei Porto Christo und wandert westwärts durch die Ebenen und Täler. Je nach Witterung erreicht sie nach ein bis zwei Wochen die Inselmitte. Ein weiß-rosa Blütenteppich erstreckt sich dann an vielen Stellen über die Landschaft, wohlige Düfte sowie ein ganz besonderer Zauber liegen in der frischen Frühlingsluft. Ganz zuletzt  blühen etwas später auch die höher gelegenen Bäume im Tramuntana-Gebirge.

Die Mandelblüte läutet auf den Balearen den Frühling ein und ist der Beginn der Vorsaison – was man auch an den plötzlich steigenden Hotelpreisen Anfang Februar merkt. Was die wenigsten Touristen wissen: Auf Mallorca blüht eigentlich den ganzen Winter über immer irgendetwas, so das der Weihnachtsbesucher anhand einer Wiese voll mit leuchtend gelbem „Nickenden Sauerklee“ schon einmal eine jahreszeitliche Verwirrung erleiden kann.

Aber zurück zur Mandel.

Sie gehört zur Familie der Rosengewächse und dabei zur Gattung Prunus. Ein Mandelbaum wird nicht besonders groß, meist zwischen drei und sechs Metern. Er ist normalerweise sommergrün, mit bis zu drei Zentimeter langen, lanzettförmigen Blättern, wobei er starke Trockenheit nicht gut verträgt und dann das Laub abwirft.

Zu der natürlichen Vegetation Mallorcas gehört die Mandel nicht. Wie auch die Aprikose, wurden die Mandelbäume von den Mauren mit auf die Insel gebracht. Allerdings nicht in so großer Zahl, wie es sie heute gibt.

Das es heute auf Mallorca jedes Frühjahr ein solch üppiges Naturschauspiel gibt, verdanken wir einem winzigen Schädling, der Reblaus. Als sie zu Beginn des 20. Jahrhunderts auf die Insel kam, brach der bisher alles beherrschende  Weinbau auf Mallorca zusammen. Viele Winzer machten sich auf die Suche nach einer neuen, weniger empfindlichen Einnahmequelle und sattelten auf den Mandelanbau um. Bis heute wachsen deshalb 7,5 Millionen Bäume auf Mallorca.

Ursprünglich stammt der Mandelbaum aus Südwestasien, dort findet man sie an sonnigen, steinigen Hängen in Höhen von 700 bis 1.600 Metern. Wie bei vielen Kulturpflanzen ist es heute nicht mehr möglich zu sagen, woher genau sie kommt, da man wilde und verwilderte Vorkommen kaum unterscheiden kann.

Der Mensch macht sich die Mandel schon seit 4000 Jahren zu Nutzen. Mandel ist dabei aber nicht gleich Mandel. Es gibt Bittermandeln, die man roh nicht essen kann und die Süßmandeln, die jeder zur Zubereitung von leckerem Gebäck oder als gebrannte Mandeln kennt.

Die Bittermandel hingegen ist unverarbeitet nicht nur ungenießbar, sondern sogar giftig. Sie enthält Amygdalin, das durch die Verdauung in hochgiftige Blausäure umgewandelt wird. Der „Genuss“ von ungekochten Bittermandeln ist gefährlich, auch wenn Vergiftungen beim Erwachsenen eher selten vorkommen, da erst nach 50 bis 60 Mandeln eine tödliche Dosis erreicht wird. Ein Kind hingegen kann je nach Gewicht bereits nach fünf bis zehn Bittermandeln eine tödliche Menge intus haben. Normalerweise verhindert aber der äußerst unangenehme Geschmack eine Vergiftung. Übrigens können nicht nur die speziellen Bittermandelbäume bittere Mandeln tragen, sondern auch die Süßmandelbäume, allerdings nur in geringer Anzahl. Aus den Bittermandeln wird das Bittermandelöl hergestellt, das, von den Blausäureverbindungen befreit,  zum Aromatisieren von Likören wie Amaretto und auch in der Backwarenherstellung verwendet wird.

Süßmandeln finden vielfältige Verwendung und sind zudem auch noch sehr gesund. Sie enthalten Mandelöl, Zucker, Vitamin B und A, Folsäure  und haben einen höheren Kalzium, Magnesium und Kaliumgehalt als Nüsse. Studien haben gezeigt, dass 20 Gramm Mandeln am Tag das Risiko einer Herz-Kreislauf-Erkrankung um 20 Prozent senken,  außerdem haben sie auch eine positive Wirkung auf den Cholesterinspiegel. Zu viel sollte man allerdings nicht davon essen, sonst landen ganz schnell Pölsterchen auf der Hüfte, denn sie enthalten 570 Kalorien pro 100 Gramm und damit mehr als Vollmilchschokolade.

Besonders lecker sind natürlich für jeden Mallorca-Fan die „Ametlla Mallorquina“

Sie sind einzigartig in ihrem Geschmack und dank ihres weichen Kerns insbesondere für Süß- und Nachspeisen geeignet.
Um den Namen „Ametlla Mallorquina“  tragen zu dürfen, müssen sie strenge Qualitätsnormen erfüllen.

„Ametlla Mallorquina“ ist ein Garantiesiegel, das von der Vereinigung zur Förderung der mallorquinischen Mandel eingeführt wurde. Es kennzeichnet die Mandeln, die den Qualitätsnormen der Bestimmungen zum Gebrauch der Schutzmarke entsprechen. Diese Bestimmungen des Markenschutzes schreiben Mindestanforderungen und besonderen Eigenschaften vor, die alle Mandeln erfüllen müssen.

Jeder Mallorca-Besucher sollte einmal ein Produkt aus diesen Mandeln probieren, sie sind mit der Massenware in deutschen Supermärkten nicht zu vergleichen. Besonders zum empfehlen ist der „Gato de Allmedra“, der mallorquinische Mandelkuchen, den es in jedem Café auf der Insel gibt – dazu einen Café con leche …. lecker!!!

Und wer jetzt gerade zuhause sitzt und auch mal gerne einen Mandelkuchen essen möchte: hier geht’s zum Rezept!

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